Wir kultivieren den Salon – europäisch in seinem Grundgedanken – als diskursives Format durch verschiedene Medien, führen analog, digital, schriftlich und mündlich Gespräche.
Bisher bestehen folgende Beiträge:
1.) Interview mit PD Dr. Peter Goßens: „What would Goethe say?“
Medienformat:
Eine in Ton festgehaltene eins-zu-eins-Gesprächsituation. Um transnationale Verständlichkeit herzustellen, wurde das Gespräch ins Englische verdolmetscht und als Tonspur über das Original-Gespräch gelegt. Wir haben dabei nicht den Umweg über die Schrift und Übersetzung gewählt, sondern eine Simultanübersetzung, die auch in der Übertragung das Mündliche des Gesprächs erhält. Der Originalton vermittelt – vor allem in den Frage/Antwortsituationen, in denen die Lautstärke hochgeregelt wird – neben der Übersetzung auch einen Eindruck der Ursprungssituation im Gespräch.
Thema:
Ein Gespräch über Goethe und transnationale Diskurse früher und heute.
Wir sprechen über Goethes Idee einer Weltliteratur als Austauschprozess und transnationalem Kommunikationsraum, über Identitätsstiftung und Gemeinschaftsbildung, über Thurn und Taxis als frühem Provider und das Freibriefrecht als Vorläufer des freien Internet. Außerdem erörtern wir die Frage, was wir heute von dem alternden Dichterfürsten lernen können, um eine postdigitale Gesellschaft zu gestalten, die nationale Grenzen überwindet.
Link zum Goethe/Goßens-Interview
2.) Interview mit Mokhtar B.:
„Wer bin ich? Radikalisierung und Identitätssuche im digitalen Zeitalter“
Medienformat:
Medienformat wie oben im Goethe/Goßens-Interview: Eine in Ton festgehaltene eins-zu-eins-Gesprächsituation mit englischer Verdolmetschung und Original-Gesprächs-Ton im Hintergrund.
Thema:
Mokhtar B. berät radikalisierte Jugendliche. Er unterstützt sie beim Ausstieg aus der islamistischen Szene und arbeitet präventiv mit Jugendlichen, die gefährdet sind. Mit ihm sprach ich über Bindung und Identität als stabilisierende und präventive Faktoren und über die Rolle der digitalen Medien – sowohl als gemeinschaftsstiftender Sozialraum als auch als Instrument der Rekrutierung und der Propaganda.
Link zum Radikalisierungs-Interview
3.) Salongespräch – intern
Medienformat:
Die Teilnehmer des Goethe-Salons Dirk von Gehlen, Martina Pickhardt, Enno Park und Sabria David unterhielten sich via Video-Konferenz (Google-Hangout). Es kam ein persönliches Gespräch zustande, obwohl die Teilnehmer in Berlin, Bonn, London und München saßen. Das Gespräch war intern und nur für die Teilnehmer selbst zugänglich.
Thema:
Wir sprachen darüber, wie wir uns dem Thema Digitale Identitäten nähern wollen. Ergebnis: Als fortlaufendes Gespräch, das durch verschiedene Medienformate mäandert, intern beginnt und immer mehr externe Teilnehmer ins Gespräch einbezieht. Ziel ist es auch, zu erforschen, welche Medienformate sich in welchen Kontexten für einen transnationalen Diskurs eignen.
4.) Salongespräch On Air – extern
Medienformat:
Ein persönliches Gespräch zwischen vier Personen, die aber nicht an einem Ort waren, sondern verteilt in Berlin, Bonn, München und London. Als Medienformat nutzten wir Google Hangout on Air. Das Gespräch wurde also live gestreamt und war auch für externe Zuschauer geöffnet. Es wurde von uns vorher angekündigt. Zuschauer konnten sich per Question&Answer-Funktion, via Twitter und Google an unserem Gespräch beteiligen. Eine weitere Austauschmöglichkeit bestand in der Kommentarfunktion der anschließend auf Youtube und im Goethe-Salon veröffentlichten Aufzeichnung.
Thema:
Thema unseres Salon-Gesprächs zwischen Dirk von Gehlen, Enno Park, Martina Pickhardt und Sabria David sind Digitale Identitäten. Wir kommen auf Narziss und Echo im Digitalen zu sprechen, auf Bindung und Selbstvergewisserung im Kontext des Selfie-Phänomens, auf Enno Parks Alter Ego (das falsche Bild mit echter Krawatte), und auf Meme wie #confusedtravolta und #doitlikedemaiziere.
Link zur Aufzeichnung des Salon-Gesprächs on Air
5.) Mail-Briefwechsel mit Annette Schwindt: „Nie da und doch dabei“
Medienformat:
Das Gespräch ist ein schriftliches Gespräch in E-Mail-Form. Der Mailwechsel beginnt mit der Frage, wie man gesellschaftlich präsent ein kann, ohne körperlich anwesend sein zu müssen, und welche Rolle dabei digitale Medien spielen. Die weiteren Fragen (Wie denkt Annette Schwindt über „digitale Identitäten“? Unterscheidet sie überhaupt zwischen ihrem „digitalen“ und „analogen“ Ich?) entwickeln sich dann im Ping-Pong aus dem Verlauf von Fragen und Antworten. Es handelt sich also um ein quasi-mündliches Gespräch in Schriftform, das sich anschließend in andere Sprachen übersetzen lässt.
Thema:
Wo kann uns digitale Technik eine Brücke sein? Wie können wir mit digitalen Medien Menschen am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben lassen, die sonst nicht anwesend wären? Diese Frage stellt sich nicht nur wie im Salon-Gespräch On Air bei Gesprächs-Teilnehmern, die über Deutschland verstreut leben und miteinander kommunizieren wollen, sondern – ganz im Sinne einer Inklusion – auf für Menschen, deren körperliche Verfassung es ihnen nicht erlaubt zu reisen, die Wohnung zu verlassen oder mobil zu sein. Während es für Enno Park als Cyborg sein Cochlea-Implantat ist, das ihm erlaubt zu hören und an Gesprächen teilzunehmen, so ist für Annette Schwindt das Internet das Tor zur Welt, in der sie sich krankheitsbedingt sonst nicht frei bewegen kann.
Link zum Mail-Briefwechsel mit Annette Schwindt
6.) Schrift-Interview: 6 Fragen an Frau Höpker
Medienformat:
Dieses ist ein klassisches Schrift-Interview. Alle 6 Fragen wurden vorab vom Interviewer formuliert und zugleich an Frau Höpker gesendet, die sie dann in einem Zug beantwortet und zurückgesendet hat. Es findet also kein quasi-mündlicher Gesprächswechsel statt. Die Schriftform erlaubt leichte Übersetzung.
Thema:
Die Musikerin veranstaltet Mit-Singkonzerte, an denen hunderte Gäste zum gemeinsamen Singen anreisen. Themen des Interviews sind die Wiederbelebung alter, gemeinschaftlich-sozialer Kulturtechniken (wie Singen und Salons) durch das Digitale, Identitäts- und Gemeinschaftsstiftung durch gemeinsames Singen und kollektives Liedgut sowie das manipulative Potential dieser Wir-Gefühle. Womit wir – wen wundert’s – sofort knietief in der deutschen Geschichte stehen.
7.) Der analoge Salon auf der Digitale Identitäten Convention: Es lebe der Salon!
Medienformat:
Auf der Convention (Digitale Identitäten/Streaming Egos) im Düsseldorf NRW-Forum fand ein klassischer analoger Salon statt – auf originalen Stilmöbeln und Salon-Requisiten aus den Werkstätten des Schauspielhauses. Zu Gast in meinem Salon waren die Mitglieder des deutschen Länderzirkels Martina Pickhardt, Enno Park sowie PD Dr. Peter Goßens aus dem Goethe-Interview und Prof. Bernadette Wegenstein. Erstere waren kurzfristig erkrankt und sind spontan ganz cyborglike auf der Veranstaltung selbst live und digital via Hangout dazugeschaltet worden.
Das Salon-Gespräch ist also gemischt analog und digital. Obwohl die Anwesenden deutschsprachig waren, ist unsere Verkehrssprache Englisch, um auch für alle internationalen Gäste verständlich zu sein. Das Gespräch wurde live gestreamt und war auf dem Projekt-Blog, bei Youtube und auch bei Google zeitgleich zu sehen. Teilnehmer und Partner aller beteiligten Länder (Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien und Deutschland) konnten also von Ferne mit dabei sein und sich über die Question&Answer-Funktion sowie über den Hashtag #StreamingEgos am Gespräch beteiligen. Die Aufzeichnung steht online und ist auch später noch für alle nachzusehen.
Thema:
Während wir Teegebäck zu uns nehmen (nur die analog anwesenden natürlich, die digital zugeschalteten müssen sich mit dem Anblick begnügen) sprechen wir über Marcel Proust, Madeleines, Archive, Erinnerungen, Memories und Meme und wie wir heute digitale Medien nutzen können, um transnationale und dezentrale Diskurse zu führen. Was lehren uns die transnationalen Diskurse im 19. Jahrhundert? Welche Bedingungen stellt uns digitale Technik heute zur Verfügung? Ist das Internet nur ein Archiv oder eine – auch emotionale – Erinnerungsmaschine? Eine der Erkenntnisse des Gesprächs lautet: Meme sind die Madeleines des Internet.
Eine weitere Erkenntnis lautet: Sprache und Technik mögen manchmal wackelige Brücken sein – aber sie schaffen tatsächlich eine Verbindung zwischen An- und Abwesenden und unterschiedlichsprachigen Menschen. Und sie helfen dabei, dass der Salon gerade in digitalen Zeiten eine starke Metapher dafür wird, zusammenzukommen, sich zu inspirieren, auszutauschen und produktiv zu sein. Voraussetzung dafür ist – neben den erwähnten Brücken der Sprache und Technik – auch das Vertrauen auf den ergebnisoffenen Prozess des Gesprächs selbst. Das Vertrauen darauf, dass sich aus dem befruchtenden Gespräch etwas unvorhergeplantes Drittes, etwas Neues und Weiterführendes ergibt – ganz im Sinne von Kleists „l’idée vient en parlant„.
Link zu der Aufzeichnung des analogen Salon-Gesprächs
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