Annette Schwindt ist eine der frühen und deutschlandweit bekannten Fachleute für digitale Kommunikation. Über ihr Blog und ihre Social-Media-Präsenzen führt sie täglich viele verschiedene digitale Gespräche, die Basis ihrer Veröffentlichungen sind, so z.B. dem Bestseller über Facebook im früheren O’Reilly Verlag. Ihre Website www.schwindt-pr.com gehört zu den beliebtesten Fach-Websites für Social Media bzw. Public Relations und kommt auf 3.000-3.500 Views pro Tag.
Annette ist in der Netzgemeinde und weit darüber hinaus als wichtige Figur präsent. Ihre über 6.000 Twitter-Follower und 14.000 Facebook-Fans schätzen ihre Sachkenntnis und Antwortfreudigkeit. Viele hilfesuchende Kommentatoren haben bei ihr bereits ein offenes Ohr gefunden. Wenn es bei Facebook eine Neuerung gibt, ist Annette unter den ersten, die darüber berichten.
Auf einer Medien-Konferenz bekam ich aus den Augenwinkeln mit, dass Annette Schwindt für ihren Vortrag via Skype zugeschaltet war. „Ah, ihr ist wohl etwas dazwischen gekommen“, dachte ich. Mitnichten, erfuhr ich zu meiner Überraschung. Annette Schwindt ist nie „in echt“ da. Sie ist immer zugeschaltet und nur virtuell angewesend. Sie ist chronisch krank und kann aus diesem Grunde nicht reisen. Die re:publica, das Klassentreffen der Blogger- und Netzgemeinschaft, hat sie z.B. nie selbst besuchen können. Dort treffen sich Jahr um Jahr tausende von Onlinern und freuen sich, sich im real life zu treffen. Zur re:publica 2013 hat Annette einen Blogbeitrag geschrieben, in dem sie offen thematisiert, weshalb sie selbst nie dabei sein kann: http://www.nettesite.com/2013/05/deswegen. Der Artikel wurde zu einem der trendig topics der Konferenz, da ihr über die sozialen Netzwerke zahlreiche Konferenzteilnehmer und auch andere Onliner #winkefotos als Antwort auf den Artikel schickten.
Annette Schwindt ist also präsent, obwohl sie nie körperlich anwesend sein kann.
Wie funktioniert das? Welche Bedeutung haben digitale Medien für sie in dieser Situation? Wie denkt sie über „digitale Identitäten“ – und unterscheidet sie überhaupt zwischen ihrem „digitalen“ und „analogen“ Ich?
Darüber habe ich mit ihr einen Mail-Briefwechsel geführt, den wir hier wiedergeben:
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Ich denke, das hat mit der Art zu tun, wie jemand kommuniziert. Bei mir liegt der Fokus auf Ansprechbarkeit und dem Führen von Gesprächen. Ich beantworte täglich Fragen zum Thema digitale Kommunikation, tausche mich mit Kollegen aus und veröffentliche Artikel zum Thema. Dabei „rede“ ich nicht anders mit den Leuten als wenn ich offline wäre. Dadurch entsteht bei ihnen der Eindruck, ich sei direkt da.
Das ist ein schöner Gedanke. Das bedeutet ja, dass der Eindruck als Person da und anwesend zu sein damit zu tun hat, ob und wie man sich auf ein Gespräch einlässt und ansprechbar ist.