In seiner Geschichte „Gibt es Sie, Mr. Johns“ beschreibt der polnische Science Fiction-Autor Stanislaw Lem eine Gerichtsposse: Der Rennfahrer Harry Johns hat beruflich bedingt ein erhöhtes Aufkommen an Verkehrsunfällen und damit einhergehend auch an Prothesen – bis zu dem Punkt, an dem wirklich jedes biologische Körperteil durch ein maschinelles ersetzt worden ist, einschließlich seiner beiden Hirnhälften. Vor Gericht entspinnt sich ein Streit: Harry Johns hat offenbar nicht alle Rechnungen des Prothesen-Herstellers bezahlt und dieser wiederum reklamiert deshalb, Harry Johns sei sein Eigentum, das die Firma fortan zu Werbezwecken einsetzen wolle. Harry Johns selber besteht auf seinen Menschenrechten – doch ist er überhaupt noch ein Mensch? Und wenn nein, wo ist ihm das Menschsein abhanden gekommen, als nach und nach seine Organe durch robotische Ersatzteile ausgetauscht wurden?
2011 erhielt ich ein Cochlea-Implantat. Das ist ein künstliches elektronisches Gehör, das in meinem Schädel eingelassen ist. Ohne bin ich schwerhörig an der Grenze zur Gehörlosigkeit. Da frage ich mich natürlich: Passiert mir dasselbe wie Mr. Johns? Bin ich noch ich?
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